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Dorauszunft Saulgau e.V. 1355

Saulgau, im Mittelalter noch Sulgen genannt, war im 14. Jahrhundert von einer Stadtmauer umgeben, in die 4 Tortürme eingebaut waren.
In Notzeiten waren immer 3 Tore verschlossen und die Bürger wurden nur durch das Westtor, Richtung Fulgenstadt, ein- und ausgelassen. An der Straße Richtung Fulgenstadt stand, nach Überlieferungen, eine große, alte Linde. Wohl deshalb wurde ein im Fachwerkstil erbautes Wirtshaus, das unmittelbar neben dem Westtor stand, „Alte Linde“ genannt. Wenn man die Stadt verließ, ging man „bei d’r alte Linde naus“. Durch das hohe Verkehrsaufkommen im 20. Jahrhundert und die enge innerstädtische Bebauung musste das Gebäude in den 1970er-Jahren abgerissen werden.


Man schrieb das Jahr 1355, als der heutige „Dorausbrauch“ zum ersten Mal in der Chronik der Stadt erwähnt wurde. Der Grund war ein todernster. In ganz Europa wütete nämlich die Beulen-Pest, auch der „schwarze Tod“ genannt. Die Epidemie raffte ganze Dörfer dahin und war für über die Hälfte der Bevölkerung tödlich. Auch Saulgau und ganz Oberschwaben wurden nicht verschont
Da zur Krankheit auch noch die Hungersnot kam, gingen angesehene Bürger der Stadt durch die Gassen und in die Nachbardörfer, um für Bedürftige und Kranke Brot und Lebensmittel zu erbetteln. Um nicht erkannt zu werden, gingen sie mit Sackleinen vermummt und ließen sich, da sie eine Ansteckung vermeiden wollten, die Gaben in „Körben an langen Stecken“ geben.D

Aus diesem todernsten Brauch, der im Jahr 1355 erstmals erwähnt wurde, entstand die Figur des „Dorausschreiers“. Dieser begleitet den Heischegang am Fasnetssonntag, das so genannte „Dorausschreien“, umringt von oft über hundert kreischenden Kindern. Die Kinder riefen in früheren Zeiten den überlangen Bettelvers: „Doraus, Detnaus, d’r Schuster wirft da Gsella naus, leer, leer isch’s Brothaus (Brotlade), drum werfet, Leitla, eppes raus, leer isch’s Brothaus, doraus, detnaus, bei d’r alte Linde naus“. Da dieser lange Spruch aber von keinem Kind fehlerfrei aufgesagt werden konnte und der Schwabe von Haus aus maulfaul ist, übernahm man ihn in abgespeckter Form in die heutige Fasnet.

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